ANgeDACHT

Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst; ich bin der Herr.
Levitikus 19,18, Monatsspruch März 2009

Liebe Leserin und lieber Leser!
„Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Wer kennt ihn nicht, diesen Satz aus dem Märchen „Schneewittchen“? Die selbstverliebte und hartherzige Stiefmutter des Schneewittchens steht mit diesem Satz auf den Lippen oft vor einem Spiegel, der die Wahrheit sagt. Und sie erfährt die Wahrheit: Es ist Schneewittchen, die tausendmal schöner ist als sie. Das junge Mädchen erstrahlt in jugendlicher Schönheit, während sie, die älter werdende Frau, mit der Veränderung ihrer Schönheit klar kommen muss. Die Stiefmutter ist so verblendet von Eigenliebe und Schönheitswahn und deshalb angetrieben von Hass, dass sie versucht, Schneewittchen, ihre Nächste aus dem Weg zu räumen.

„Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst; ich bin der Herr.“ Nach einer langen Reihe von Benimmregeln im Umgang mit unseren Nächsten steht dieser Satz im 3. Buch Mose, Kapitel 19. Noch in Vers 17 lesen wir, dass wir unseren Bruder im Herzen nicht hassen sollen. Die Verallgemeinerung auf „den Nächsten“ in Vers 18 treibt die Aussagekraft auf die Spitze. Brüder gibt es wenige, der oder die Nächste sind dagegen alle. Jeder Mensch ist mein Nächster und das macht den Vers so schwer wiegend. Denn, wie schwer ist Nächstenliebe, wenn wir uns selbst nicht so annehmen können, wie wir sind? Das Märchen von Schneewittchen zeigt es uns. Nur wer in seinem Herzen keinen Hass pflegt, ist in der Lage auch seine Nächsten zu lieben wie sich selbst. Selbstverliebtheit führt zu Verblendung und die kann in Hass münden. Nur die reine und realistische Liebe zu sich selbst, das natürliche Annehmen von sich selbst kann auch in Nächstenliebe münden. Jeder Mensch macht verschiedene Entwicklungsphasen in seinem Leben mit. In jeder Phase des Lebens, ist das Begreifen der eigenen körperlichen Veränderung anstrengend, weil sie schneller geht als unser Denken. In jeder neuen Lebensphase müssen wir uns selbst neu annehmen. Ein Mensch, der mit sich wirklich im Reinen ist, ist in der Lage alle seine Nächsten so zu lieben wie sich selbst. Sonst geht er ebenso abstoßend mit anderen um, wie mit sich selbst.

Jesus sagt über die Nächstenliebe, dass es kein anderes Gebot, das größer als dies ist, gibt. Er hat es nicht nur gesagt, er hat die Nächstenliebe auch gelebt, bis ans Kreuz. Wir alle, so wie wir sind, sind angenommen durch Jesus Christus. Mit und ohne Pickel, mit und ohne Falten, weil das Aussehen das Angenommen werden nicht ausmacht. Gott hat die Welt so geliebt, hat uns als seine Nächsten so geliebt, dass er sogar für uns seinen Sohn in den Tod gab. Weil ich diese Nächstenliebe und dieses Angenommen werden erfahre, kann ich meinen Nächsten auch lieben.
Jeden Tag aufs Neue.

Pastorin Ellen Drephal-Kelm

Ihre Pastorin
Ellen Drephal-Kelm


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